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Was sind die Learnings aus den aktuellen Unterbrechungen der globalen Lieferketten?

DACHSER-Austria European Logistics Geschäftsführer Günter Hirschbeck

DACHSER Österreich European Logistics Managing Director Günter Hirschbeck erklärt gegenüber dem Handelsmagazin CASH, welche Auswirkungen die Abhängigkeit von China nach sich zieht und wohin Produktions-Infrastrukturen noch verlagert werden könnten.

Herr Hirschbeck, was lernen wir aus den jüngsten Unterbrechungen der globalen Lieferketten?

Wie die Lockdowns in China zeigen, erweist es sich als besonders problematisch, wenn man sich mit seiner gesamten Produktion von einem Land abhängig macht. Deswegen geht es jetzt darum, sich breiter aufzustellen. Das hat einerseits dazu geführt, dass Unternehmen Teile ihrer Produktion von China nach Indien und Vietnam verlagern. Vietnam liegt nahe am chinesischen Produktionszentrum Shenzhen. Das erleichtert den Umzug von aufwändiger Produktions-Infrastruktur. Andererseits lagern Unternehmen wieder mehr Waren vor Ort, um mehr Puffer zu haben, besonders wenn es sich um essenzielle Versorgungsprodukte handelt, wie etwa medizinischer Bedarf.

Wie realistisch ist es, Produktionen aus China abzuziehen?

Alles aus China abzuziehen ist nicht nur unvernünftig, es ist auch unrealistisch. Durch die US-Handelszölle und die Covid-Politik ist es zwar unattraktiver geworden, in China zu produzieren, aber kein anderes Land der Welt hat so eine Produktions-Infrastruktur. Sie besitzen allein die Hälfte der weltweit größten Containerhäfen. Apple etwa produziert immer noch 90 Prozent seiner Produkte dort. Aber es ist ein Prozess in Gang gekommen, sich
unabhängiger von der "Fabrik der Welt" zu machen.

Wie kann man seine Lieferketten sonst noch diversifizieren?

Unternehmen wären gut beraten, ihre bisherigen Lieferketten in echte Liefernetze aus intelligenten Logistikprozessen auszubauen. Mit einem größeren Anteil an lokalen, europäischen Routen und weniger globalen Abhängigkeiten. Das kann auch heißen, Schlüsselprodukte wieder im Heimatmarkt zu produzieren. Die USA versuchen sich etwa zukünftig selbst mit Mikrochips zu versorgen. Mit massiven Investitionen in eine Fabrik der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) in Arizona und dem Montagewerk des Apple-Zulieferers Foxconn Technology in Wisconsin haben sie Zeichen gesetzt. Fest steht: Wer jetzt nicht in die digitale Weiterentwicklung der Lieferkette investiert, bleibt auf der Strecke. Denn digitale Technologien ermöglichen eine bessere Transparenz der Lieferkette, eine bessere Informationserfassung, Analyse und Entscheidungsfindung. Und mit einem effizienteren und besser planbaren Netz aus Lieferketten werden sie auch nachhaltiger.

Das Gespräch wurde im Handelsmagazin Cash Online Anfang November veröffentlicht.

Interview with: Günter Hirschbeck

Günter Hirschbeck ist Managing Director European Logistics DACHSER Österreich

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