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Unternehmen Zukunft 

Vor fünf Jahren entstand bei einem Jugendaustausch zwischen Deutschland und Sambia die Idee für ein spannendes Start-up im südlichen Afrika: „Trash4Cash“ – eine lokale Wertschöpfungskette für recyclebaren Müll. Jetzt kamen die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer erneut in die DACHSER Zentrale – mit vielen neuen Erfahrungen und noch mehr Unternehmergeist im Gepäck.  

Aus Wertstoffen Werte schaffen.
Picture: Mathias Sienz
Aus Wertstoffen Werte schaffen. Picture: Mathias Sienz

Seit vielen Jahren engagiert sich DACHSER gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes und lokalen Projektträgern für die Zukunft von jungen Menschen im südlichen Afrika, unter anderem auch in Sambia. Dabei stellt sich auch die Frage, wie junge Leute durch unternehmerische Aktivitäten ihren Lebensunterhalt verdienen können und so den Weg in die Berufstätigkeit finden.  

Neue Impulse hierfür entstanden durch ein von DACHSER und terre des hommes im Jahr 2018 organisiertes Austauschprogramm. Jugendliche aus Deutschland und aus Sambia sollten die verschiedenen Lebenswirklichkeiten kennenlernen und daran wachsen. Im ersten Schritt besuchten Auszubildende und Studierende von DACHSER ein Sozialprojekt des lokalen terre-des-hommes-Partners „Environment Africa“ in Livingstone, im Süden Sambias unweit der weltbekannten Viktoriafälle. Von dort machten sich später junge Menschen auf den Weg nach Deutschland. Der Besuch bot viele Gelegenheiten, mehr über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland zu erfahren sowie zur Kultur und Natur – aber auch zum öffentlichen Nahverkehr, der Digitalisierung und Recycling-Wirtschaft.  

Besonders hellhörig wurden die Gäste beim Besuch eines lokalen Abfallunternehmens und eines Wertstoffhofs. Müllverarbeitung und Recycling spielte in ihrer eigenen Lebenswirklichkeit bisher keine Rolle. Die Notwendigkeit und die Chancen, die sich mit Müllverwertung und Rohstoff-Kreisläufen verbinden, erschloss sich ihnen aber gleich. Denn Müll stellt in ihrer Heimat ein großes Problem dar. Er wird zumeist einfach in der Umgebung entsorgt und landet in der Umwelt. Allein in Livingstone mit etwa 180.000 Einwohnern fallen jeden Tag nicht weniger als 90 Tonnen Müll an. Mehr als die Hälfte davon wird privat verbrannt oder einfach vergraben – eine Gefahr für die Menschen, die Umwelt und damit auch ein Problem für den Tourismus, der in Livingstone viele Arbeitsplätze schafft.  

Aus ihrem Besuch in Deutschland und dem Austausch mit DACHSER Azubis und -Mitarbeitenden nahmen die Jugendlichen aus Sambia eine unternehmerische Idee und eine positive Vision für ihre Zukunft mit. Das Ergebnis: die Gründung des Start-ups „Trash4Cash“, dass die Jugendlichen gemeinsam leiten und betreiben.  

Ein Unternehmen nimmt Fahrt auf

Innerhalb kurzer Zeit – und mit tatkräftiger Unterstützung von DACHSER, terre des hommes und dem Projektpartner „Environment Africa“ – ist es den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern aus Sambia seither gelungen, eine lokale Wertschöpfungskette für recyclebaren Müll aufzubauen, vom Müllsammeln und dem Transport über die Aufbereitung bis hin zur Weiterverarbeitung der Wertstoffe. Das ist gut für die Umwelt und verhilft allen Beteiligten zu einem geregelten Einkommen und eröffnet Aufstiegschancen.  

DACHSER führt seit fast zwei Jahrzehnten gemeinsam mit terre des hommes entwicklungspolitische Projekte im südlichen Afrika, Südasien und Lateinamerika durch. Zusätzlich finanziert und unterstützt DACHSER weitere Projekte wie aktuell zum Beispiel in der Ukraine mit psychotherapeutischer Unterstützung von im Krieg traumatisierten Kindern und ihren Familien. Ende 2023 wurde darüber hinaus zwischen DACHSER, terre des hommes und der Klimaschutzorganisation myclimate eine langfristige Zusammenarbeit beschlossen, um weltweit neue Klimaschutzprojekte ins Leben zu rufen oder bestehende Initiativen auszubauen. 

Zuvor mussten die Jugendlichen aber zunächst ihre Nachbarn, Familien und Freunde vom Sinn ihres Vorhabens überzeugen und deren Einstellung verändern. Weil alle, die Müll einsammeln, dafür ein wenig Geld erhalten, konnten nach und nach immer mehr Menschen dazu motiviert werden, ebenfalls Müll zu sammeln und dabei so ganz „nebenbei“ den Blick auf ihre Umwelt zu schärfen. DACHSER hatte gemeinsam mit terre des hommes diese Entwicklung von Anfang an aufmerksam begleitet und die Unternehmensgründer nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützt.  

„Vor kurzem konnten wir gemeinsam mit der Bürgermeisterin der Stadt Livingstone ein Recyclingzentrum einweihen, bei dem aktuell 160 Menschen mitmachen und knapp 20 Prozent des verwertbaren Plastik-, Textil- und Papiermülls in Livingstone einsammeln“, berichtet Bernhard Simon. Der Chairman of the Supervisory Board hat die gemeinsamen Projekte von DACHSER und terre des hommes seit 2005 persönlich mit vorangetrieben und sich dabei immer wieder vor Ort ein eigenes Bild von den Projektfortschritten gemacht.  

Nach fünf Jahren sind im Mai 2024 elf junge Unternehmerinnen und Unternehmer aus Sambia, darunter die sechs „Pioniere“ des ersten Austauschs, zusammen mit je einem Vertreter von „Environment Africa“ und der Stadtverwaltung von Livingstone erneut nach Kempten gekommen. Im DACHSER Head Office wurde die Gruppe von Bernhard Simon und Joshua Hofert, Vorstand Kommunikation bei terre des hommes Deutschland, willkommen geheißen: „Aus einem sozialen Projekt heraus habt Ihr es geschafft, erfolgreiche Unternehmer zu werden und Euch und Eurem Netzwerk an lokalen Müllsammlern ein Einkommen zu schaffen“, sagte Bernhard Simon. „Darauf sind wir sehr stolz und wollen die Entwicklung von ,Trash4Cash‘ weiter fördern.“ 

Bernhard Simon (l.) und Joshua Hofert (m.) im Gespräch mit einer Trash4Cash-Initiatorin. Picture: Mathias Sienz
Bernhard Simon (l.) und Joshua Hofert (m.) im Gespräch mit einer Trash4Cash-Initiatorin. Picture: Mathias Sienz

Mit Begeisterung anpacken

Besonders interessierte die „Trash4Cash“-Gruppe bei ihrem erneuten Besuch in Deutschland die vielen unterschiedlichen Verwertungsmöglichkeiten von recycelbarem Müll, die damit verbundenen Wertschöpfungsketten sowie die Auswirkungen eines nachhaltigen Umgangs mit Abfall auf die Umwelt und Natur. Dazu erhielten die Gäste aus Sambia beim Zweckverband für Abfallwirtschaft in Kempten praktische Einblicke in moderne Müllaufbereitung und konnten am Wertstoffhof im nahegelegenen Sonthofen auch einmal selbst mit anpacken.  

Hinzu kamen Workshops zum Thema Mülltrennung und Kreislaufwirtschaft, Besuche an lokalen Schulen und Medienhäusern. Auch die Biogasanlage eines großen Entsorgungsunternehmens im Allgäu stand auf dem Programm. Ein weiteres Highlight bildete dann für die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer ein Besuch der IFAT 2024, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft in München.  

Dabei zieht „Trash4Cash“ bereits selbst internationales Interesse auf sich. „Auch die deutsche Botschaft ist auf das Projekt aufmerksam geworden. Künftig wollen wir mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kooperieren“, berichtet Bernhard Simon.  

Für DACHSER selbst sei „Trash4Cash“ mittlerweile eine Art „Vorzeigeprojekt“. „Ich bin unheimlich stolz auf die sechs Gründerinnen und Gründer“, sagte Bernhard Simon bei der Begegnung in Kempten. „Sie stehen in der Tradition eines Unternehmergeists, der auch meinen Großvater dazu bewegt hat, inmitten der Weltwirtschaftskrise von 1930 sein eigenes Transportunternehmen, DACHSER, zu gründen.“ Damals wie heute heiße das Losungswort: „Self-Employment“. Es lohne sich für die jungen Menschen aus Livingstone, ein Unternehmen zu gründen, damit ihr eigenes Einkommen zu generieren, weitere Arbeitsplätze zu schaffen und allen, die in den Stadtvierteln Abfälle einsammeln und diese sortieren, einen kleinen Zusatzverdienst zu ermöglichen. Aus diesem Startkapital sind bereits weitere unternehmerische Initiativen entstanden. Zugleich hat sich auch die Umwelt- und Hygienesituation verbessert. Damit, so Simon, verbinde sich zugleich eine unternehmerische Verantwortung, wie sie auch DACHSER lebe: dem Gedeihen des Unternehmens, den Menschen und einer guten Zukunft zugewandt. 

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Ansprechpartner Barbara Fernandes Guettges