Rückkehr zur Normalität in der Luft- und Seefracht in nächster Zeit noch nicht zu erwarten
Kapazitäten immer noch knapp, Flexibilität bei stark steigenden Preisen
Wie flexibel und robust die Logistik auf veränderte Marktbedingungen reagieren kann, konnte nicht zuletzt in den pandemiebedingten Herausforderungen der vergangenen eineinhalb Jahre bewiesen werden. Die Folgen von Covid-19 belasten den reibungslosen Ablauf der Lieferketten nach wie vor, generell konnte sich aber DACHSER, eines der weltweit führenden Logistikunternehmen, sehr gut auf die teils chaotische Lage einstellen und sogar 2020 Rekordergebnisse erzielen. Aber speziell in der Luft- und Seefracht ist immer noch immense Flexibilität im Umgang mit knappen Kapazitäten gefragt.
Ob Autoindustrie oder Unterhaltungselektronik – viele Branchen haben derzeit mit Ausfallsproblemen von Bestandsteilen, insbesondere von Mikrochips, zu kämpfen und stehen in der Produktion still. Den Ursprung der Chipkrise sieht Matthias Gonzi, Head of Sales ASL Austria Air & Sea Logistics, allerdings schon vor der Pandemie, hervorgerufen durch Wirtschaftskonflikte zwischen China und den USA. Gonzi: „Diese Konflikte führten zu Hamsterkäufen von Mikrochips durch einige Großunternehmen, um Strafzölle zu umgehen." Die Engpässe wurden dann noch durch die Pandemie verschärft. Aufgrund großflächiger Lockdowns hatten die Zulieferer ihre Produktionskapazitäten kurzfristig zurückgeschraubt.
In der Seefracht hat sich die Angebot-Nachfrage-Situation eindeutig zugunsten der Reedereien verschoben, knappe Ressourcen können hochpreisig vergeben werden.
Matthias Gonzi, Head of Sales ASL Austria Air & Sea LogisticsAuch wenn die Produktion aktuell wieder stark zugenommen hat, gibt es jetzt die Probleme des weltweiten Transports der Güter. Noch immer führen wiederkehrende Infektionsherde und damit verbundene Engpässe an den wichtigsten asiatischen Häfen und Flughäfen zu Rückstaus, die eine laufende Neubewertung der Situation erfordern.
Sorgen bereiten den Logistikunternehmen vor allem aber die stark gestiegenen Kosten in der Seefracht, die zu einer großen Verunsicherung in der gesamten Weltwirtschaft führen. Denn die große Nachfrage mit gleichzeitiger Verknappung von Schiffskapazitäten haben die Container-Preise in die Höhe getrieben. Befeuert auch zusätzlich von den USA, wo die Regierung sogenannte ‚stimulus checks‘ verteilen ließ, die den Import von Konsumgütern in diesen riesigen Markt anheizten.
Aber auch am Luftfrachtmarkt kämpft man mit einem Kapazitätsrückgang durch Covid-bedingte Reisebeschränkungen und den damit verbundenen Verzögerungen. Die Nachfrage nach Charterfliegern ist hier nach wie vor sehr hoch. Matthias Gonzi: „Das wird sich auch so rasch nicht ändern, solange die Linienflüge nicht wieder ein normales Level erreicht haben.“
Ausblick
Zwar sieht Gonzi eine gewisse Entspannung, das Problem der knappen Kapazitäten ließe sich aber nicht so rasch lösen. „In der Seefracht hat sich die Angebot-Nachfrage-Situation eindeutig zugunsten der Reedereien verschoben, knappe Ressourcen können hochpreisig vergeben werden“, analysiert Gonzi. Es sei auch nicht zu erwarten, dass die Reedereien diese Situation grundlegend ändern möchten. Zwar haben die großen Reedereien neue Schiffe bestellt, allerdings werden auch viele aus dem Verkehr genommen werden. Daher ist nur eine eingeschränkte Erweiterung der Kapazitäten anzunehmen. Dazu kommt, dass die Umbauten an Schiffsantrieben auf umweltfreundlichere Antriebe ebenfalls einen langfristigen Einfluss auf die Frachtpreise haben werden.