Innovationen von innen

Das geht doch nicht! Skepsis ist eine treue Begleiterin einer Idee auf ihrem Weg hin zu einer vielleicht bahnbrechenden Innovation. So ging es Thomas Simon, dem Schwiegersohn des Firmengründers Thomas DACHSER und späteren Geschäftsführer, Technik, als er Ende der 1960er-Jahre die Idee hatte, nach dem Vorbild des Seecontainers ein flexibles Standardtransportgefäß für die Stückgutlogistik zu entwickeln: die Wechselbrücke. Zunächst kritisch beäugt, sollte sie als bahnbrechende Innovation im Straßenverkehr die gesamte Branche revolutionieren. Heute ist die DACHSER Erfindung aus der Welt der Logistik nicht mehr wegzudenken.

Nicht jede Idee ist gleich eine Innovation – schon gar nicht von der Bedeutung einer Wechselbrücke. Aber sie kann – oft im Verbund mit vielen anderen Ideen – zu einer werden. Genau dafür gibt es bei DACHSER das strategische Schwerpunktprogramm Idea2net. Dessen Steuerung ist „Chefsache“ und erfolgt durch das Idea2net Programm-Management, das von CEO Burkhard Eling und CDO Stefan Hohm geleitet wird. „Es geht uns bei Idea2net darum, eine Innovationskultur zu fördern, die dem DACHSER Werteverständnis folgt und durch die Etablierung einer unternehmensweiten Idea2net Community einen kollaborativen Innovationsprozess ermöglicht“, erklärt Stefan Hohm. Das Schwerpunktprogramm ist dabei gezielt an neuen Technologien und Megatrends ausgerichtet, aus denen spezifische Suchfelder abgeleitet werden. So erhält der Innovationsprozess definierte Leitplanken und einen klaren Fokus. Zahlreiche Innovationsthemen sind mit Idea2net bereits vorangebracht worden. So basieren neue Telematics-Lösungen bei DACHSER auf vielen konstruktiven Mitarbeiterideen. Diese brachten auch maßgeblich das Konzept „City Distribution“ oder die Weiterentwicklung der DACHSER Systeme im Nahverkehr weiter voran.

Ob für die eigene Niederlassung oder das gesamte Netzwerk: Mit Idea2net werden aus einer Vielzahl guter Ideen Innovationen. Davon sind Philipp Wörner und Lukas Behrens überzeugt. Die beiden koordinieren als Projektmanager in der DACHSER Niederlassung Karlsruhe unter anderem die lokalen Idea2net-Aktivitäten und agieren vor Ort als Botschafter für Innovationen. Im Idea2net-Space, einer kollaborativen digitalen Plattform, können Mitarbeitende Ideen eintragen und kommentieren, egal ob es sich um kleine Verbesserungen für Prozesse oder Abläufe vor Ort handelt oder innovative Ideen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. „Keine Idee geht verloren“, betont Philipp Wörner. „Im Gegenteil: Im Idea2net-Space können die Mitarbeitenden den Fortschritt sogar ‚live‘ verfolgen. Zugleich werden alle am Ideenprozess und der Diskussion beteiligt. Auf der Plattform kommen so Stück für Stück die wichtigsten Informationen über die verschiedenen Innovationsaktivitäten bei DACHSER zusammen.“ 

Schritt für Schritt zum Erfolg

Die eingebrachten Ideen werden zunächst von einem lokalen Ideenzirkel in den Niederlassungen geprüft und im besten Fall direkt umgesetzt. Sind sie nicht nur für die Niederlassung relevant, sondern möglicherweise für das gesamte Netzwerk, werden die Ideen an das zentrale Idea2net-Programm-Management weitergeleitet. Vielversprechende Ideen werden von dort in den Innovationsprozess „eingeschleust“, also thematisch mit anderen Ideen gebündelt und mit Expertenwissen erweitert. Daraus wiederum wird ein Vorprojekt und bei entsprechender Eignung ein konkretes Innovationsprojekt mit klarem Zeit- und Budget-Plan.

Idea2net verbindet die Mitarbeitenden nicht nur innerhalb ihrer Niederlassung, sondern auch mit Kolleginnen und Kollegen in der gesamten DACHSER Welt. So bilden mittlerweile 149 lokale Ansprechpartner in über 23 Ländern eine internationale Idea2net- Community. Dabei kommen unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen zusammen, zum Beispiel Disponenten, Human Ressource Manager, Abrechnungsexperten oder auch Sales-Manager. In der Niederlassung vor Ort leiten sie unter anderem den lokalen Ideenzirkel, informieren die Kolleginnen und Kollegen über die laufenden Innovationsprojekte und führen Ideenworkshops durch.

Wieviel kreatives Potenzial bei Idea2net freigesetzt werden kann, wurde deutlich, als von März bis Juni 2022 Mitarbeitende aus 38 Ländern bei der weltweiten Idea2net-Kampagne DACHSER Climate Protection für mehr Klimaschutz mitmachten. In zehn Wochen wurden 2.100 Ideen, 1.035 Kommentare und 8.534 Likes abgegeben. Die Einträge befassten sich dabei vor allem mit dem Weg zur Arbeit, der Digitalisierung, Elektrofahrzeugen, erneuerbaren Energien oder energiesparender Beleuchtung.

Seit Oktober letzten Jahres wurde der Idea2net-Space auch bei DACHSER Iberia aktiviert. Die Umsetzung liegt in der Hand von Isabel Padilla, Project Manager DACHSER Spain im Regional Head Office Iberia. Sie beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Transformations- und Integrationsprojekten, die DACHSER Iberia noch enger in das europäische DACHSER Netzwerk einbinden. „Idea2net ist ein sehr spannendes Programm, bei dem jeder seine Idee für Innovationen ganz einfach einbringen kann. Und zwar ohne die Vorgesetzten involvieren zu müssen oder komplizierte Prozesse zu durchlaufen“, sagt Padilla. Bei den Mitarbeitenden komme das Konzept hervorragend an. „Allein in den ersten drei Monaten seit dem Start im Oktober haben wir rund 300 Ideen erhalten. Gerade Mitarbeitende, die früher nicht daran gedacht hatten, ihre Ideen zu teilen, tun sich nun viel leichter, sich einzubringen.“

Die Ideen, berichtet Padilla, kämen vorwiegend aus der Praxis für die Praxis. „Zum Beispiel, wenn es um ein effizientes Belüftungssystem für die Niederlassungen in den oft besonders heißen Sommermonaten geht. Hier kam der Vorschlag aus der Belegschaft, mit großen Ventilatoren den Luftaustausch voranzubringen. Erste Tests laufen dazu bereits und sind recht vielversprechend.“  

„Dass das Programm bei DACHSER einen hohen Stellenwert hat, motiviert alle noch einmal extra“, sagt Isabel Padilla. „Bei der Idea2net-Kampagne ‚DACHSER Climate Protection‘ im letzten Jahr, war Spanien das Land mit der drittgrößten Beteiligung – und das obwohl Idea2net da noch gar nicht auf der Iberischen Halbinsel ausgerollt war. Unsere Mitarbeitenden sprudeln nur so vor Ideen und haben große Lust, sich kreativ einzubringen“, freut sich Padilla.

Ob dabei irgendwann eine Innovation von der Bedeutung der Wechselbrücke herauskommt, bleibt abzuwarten. „Das finde ich aber auch gar nicht entscheidend“, sagt Lukas Behrens. „Aus vielen kleinen Schritten wird auch ein großer Weg.“ In der Niederlassung Karlsruhe hätten sie für die Logistics Operatives, die bei der Arbeit keinen Zugriff auf einen Rechner haben, eigens eine mobile Idea2net-Ausstellung organisiert. „Hier können die Mitarbeitenden im Lager an Pinnwänden sehen, welche Ideen bei DACHSER gerade kursieren, und ihre eigenen Gedanken dazuschreiben. Dieser außergewöhnliche Brückenschlag von der digitalen in die analoge Welt wird intensiv genutzt und ist ein Zeichen, dass alle bei der Ideenfindung mitgenommen werden“, stellt Philipp Wörner fest. Besonders freut den Innovationsbotschafter, dass diese physische Beteiligungsplattform innerhalb der Niederlassung an unterschiedlichsten Stellen eingesetzt werden kann. Die Idea2net-Ausstellung ist nämlich transportabel – in einer eigens dafür ausgestatteten Wechselbrücke. Wie passend, um zentralen DACHSER Werten, wie Mut zur Innovation und Unternehmertum, den richtigen Raum und Rahmen zu geben.